Der Ort der therapeutischen Arbeit von TAF ist der private Lebensbereich der Familie.

TAF ist ein ganzheitliches Angebot, das nicht rein therapeutisch orientiert ist, sondern stellt den Versuch dar, Problemstellungen, die vorher in den Aufgabenbereich unterschiedlicher psychosozialer Dienste fielen, durch einen Dienst mit therapeutischer Orientierung zu problematisieren und zu bearbeiten und auch stützend zu lösen.

Der Hausbesuch ist wesentlicher Teil der therapeutischen Arbeit. Nach BION ist die Abwehr von Bindung und Beziehungsbildung ein Abwehrmechanismus als Reaktion auf schwere und wiederholte Frustrationserlebnisse (z.B. Beziehungsabbrüche). Deshalb besteht unsere Methode auch darin einen Teil dieser Beziehungsaktivität zu übernehmen. Um BION zu paraphrasieren, könnte man sagen mit diesem Vorgehen „konstruiert“ der Therapeut die Bindung bzw. er ermöglicht sie langsam. In diesem Prozess des Beziehungsaufbaus und -haltens ist es immer wieder wichtig, dass die Initiative zur Kontaktaufnahme auch vom Betreuer ausgeht ohne jedoch invasiv zu sein.

Typisch für die Arbeit von TAF sind Familien die zu Therapie- bzw. Betreuungsbeginn wenig Problemeinsicht und Eigenmotivation aufweisen (hard-to-reach-families), da die Betroffenen ihre Probleme meist als „außenverursacht“ und materiell erleben ( z.B. Verschuldung etc.). Darüber hinaus sind es meist die Kinder, über die diese psychosozialen Konflikte öffentlich werden, da sie es sind, die auf die vielfältigen Mangelsituationen symptomatisch reagieren (z.B.: Angst und Leistungsversagen, aggressives Sozialverhalten bei geringer Verfügbarkeit der Eltern etc. ). Somit stellen die Probleme der Kinder oft nur den Anknüpfungs- oder Angelpunkt für eine therapeutische Betreuung dar, insofern es gilt, die Familie selbst zum Ort therapeutischer Arbeit zu machen.

In der therapeutischen Arbeit mit Multiproblemfamilien gibt es verschiedene praxeologische Konzepte, welche TAF ähnlich sind; im deutschsprachigen Raum CLEMENZ; FRIEDRICH; POHLEN/PLÄNKERS, GOLDBRUNNER; KOSCHORKE, GOLDSTEIN; REHMSCHMIDT, H.: in Frankreich: DAVID; LAMOUR; STOLERU; in den Vereinigten Staaten MINUCHINs strukturelle Familientherapie, FRAIBERG; GREENSPAN, (vgl. Stoleru/Morales Huet 1994), in Italien CIRILLO etc.

Methodisch geht es dabei immer um eine Bearbeitung der lebensgeschichtlichen und sozialen Dynamik welche den psychosozialen Symptomen, Konflikten, Defiziten und Leidenszustände (etc.) einer Familie, innerhalb einer kontinuierlichen entwicklungsorientierten und langfristigen therapeutischen Betreuungsbeziehung gerecht wird.

Einige Charakteristika des therapeutischen Zugangs sind:

die Bedeutung des szenischen Verstehens,

spezifische Gegenübertragungsphänomene in der Arbeit mit Multiproblemfamilien,

die Bedeutung der Sprache/Sprachbarrieren,

die Zweigleisigkeit von sozialer Hilfe und therapeutischer Bearbeitung auf Grund der Verschränkung von psychosozialen Konflikten und Defiziten und materiellen lebensbedingungen vice versa,

die Bedeutung der Handlungssprache und der Entwicklung hin zur Wortsprache,

übertragungsfocussiertes Arbeitsbündnis

TAF zwischen „Freiwilligkeit“ und „Bewährung“ u.v.a.

 

Im Sinne einer adaptiven Technik können zu verschiedenen Problemstellungen und unterschiedlichen Betreuungszeitpunkten prozessorientiert unterschiedliche therapeutische „Techniken“ zur Anwendung kommen (kindertherapeutische Settings, Paar -und familientherapeutische Methoden, erlebnisorientierte und fördernde einzeltherapeutische, gestaltungstherapeutische Techniken etc.)

Der Verlauf einer TAF Betreuung erfolgt auf der Grundlage einer Eingangsdiagnostik und der Festlegung individueller Betreuungs (Therapie)ziele (ITZ) wie sie verlaufsorientiert in TAF laufend evaluiert werden. Die Dokumentation der ITZ erfolgt angelehnt an die PSYBADO und soll individuelle Therapie und Betreuungsverläufe evaluieren. Die adaptive Indikationsstellung folgt bei krankheitswertigen Störungen der Eltern oder der Kinder den Behandlungsleitlinien der Arbeitsgemeinschaft der medizinischen wissenschaftlichen Fachgesellschaften AWMF.

Neben der therapeutischen Arbeit kommt es innerhalb der TAF auch zu einer Arbeit an den konkreten materiellen und sozialen Lebensbedingungen der Familie (Umschuldung, Hilfestellung bei der Kontaktaufnahme zu anderen Institutionen und bei der Bewältigung der sozialen Realität z.B. Schule, Gericht, Sozialamt, etc.). Diese klärenden, beratenden und unterstützenden oder vorsorgenden Betreuungsaspekte müssen jedoch in ihrer Funktion innerhalb der Verlaufsdynamik begriffen werden, und sind dort auch „Material“ der therapeutischen Arbeit.

Die Übernahme sozialpädagogischer, erlebnisorientierter, sozialkompensatorischer Aspekte in die TAF kann jedoch die Funktion des Jugendamtsozialarbeiters nicht ersetzen. Es bedeutet dies, dass das Gelingen einer ambulanten therapeutischen Betreuung auch von der Kooperation und Arbeitsteiligkeit mit dem Jugendamt abhängig ist. Diese triadische Konstellation Familie-Familienhilfe-Jugendamt ist für TAF typisch. Als szenisches Modell der Zusammenarbeit gilt in TAF die analoge Konstellation Kind-Therapeut-Eltern der Kindertherapie.